Die Werkstatt

Die Werkstatt im Erdgeschoß des Wohnhauses ist der Ort, wo Sebastian die meiste Zeit des Tages verbringt, wo er die immer wieder neu dazugelernten praktischen Fähigkeiten trainieren und festigen kann und wo im Laufe der Zeit viele Objekte in Handarbeit hergestellt werden. Die Einrichtung des Arbeitsbereiches wurde individuell nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten geplant. Die durchgehende Arbeitsplatte wird durch ein großes Fenster von vorne und eine Glastür von rechts mit viel Tageslicht versorgt. Das ermöglicht dem linkshändig arbeitenden, fast blinden Sebastian die Orientierung in seinem Arbeitsfeld.

 

 

 

 

Für Holzarbeiten wurde ein unterfahrbarer Werktisch mit Verspannungsmöglichkeit auch kleiner Objekte gebaut . Der auf großen Rollen frei bewegliche Arbeitstisch kann bei schönem Wetter auf die Terrasse vor der Werkstatt gefahren werden, sodass Sebastian auch draußen arbeiten kann.

Die Werkzeuge und Maschinen  wurden besonders sorgfältig ausgewählt : sie müssen sicher sein , kleinformatig und belastbar, funktionell und leicht bedienbar . Diese Kriterien sind von handelsüblichen Geräten nicht leicht erfüllbar, sodass die Suche und Erprobung viel Zeit in Anspruch nimmt. Einige Maschinen wie Kreis- oder Bandsäge dienen der Arbeitsvorbereitung, sind aber für den Gebrauch durch den Behinderten nicht geeignet.

 

 



Die Materialschränke sind in Zusammenarbeit mit Sebastian nach Materialgruppen gegliedert und können durch klare Farbgestaltung dem jeweiligen Inhalt zugeordnet werden.

Trotz der im Rahmen der Möglichkeiten möglichst optimalen Gestaltung des Arbeitsplatzes ist für alle Tätigkeiten eine Assistenzkraft erforderlich, zum Holen  und wieder Einräumen des Materials, zum Festhalten und zur Handführung, und nicht zuletzt zum Ersatz der fehlenden Sehfähigkeit. Nach einer Einarbeitungszeit waren aber auch alle Assistenzkräfte eine wertvolle Hilfe. So ist im Lauf der Jahre in symbiotischem Zweierteam mit Sebastian in zeitaufwändigem Arbeitseinsatz eine  reichhaltige Produktpalette entstanden. 

Über diese Produkte identifiziert sich Sebastian als kreative, motivierte und leistungsfähige Persönlichkeit. Sie dienen als Kontaktbrücke zu den nicht behinderten Menschen, die ihm dadurch Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringen und sein Selbstbewusstsein stärken. Die handgefertigten Unikate werden in beleuchteten Glasschränken ausgestellt, sodass sie jederzeit interessierten Besuchern gezeigt werden können, was neben der  Mundpropaganda zu manchem neuen Auftrag führt.

Druckansicht